Freitag, 30. November 2012

Der Moment davor ...

... ich mag ihn nicht. Ich mag es nicht, all die Utensilien vor mir aufzubauen. Die Beschreibung (noch) vor mich zu legen. Das Kühlpad, die Spritze, das Tagebuch. Ich mag dieses Davor nicht. Ich kann es nicht leiden. Weil ich nicht weiß, wie das Danach sein wird.

Wohl an, Nummer vier will getan sein.

Ruhe.

Jeden Tag auf's Neue genieße ich die Ruhe, die Stille. Ich hätte mich viel, viel früher trennen sollen!

Donnerstag, 29. November 2012

Nummer drei.

NOCH zähle ich ...

Rechter Oberschenkel. Es brennt wie Hölle, aber es juckt nicht, gar nicht. Dick, heiß, kein entsetzlicher Juckreiz. Gut.

Telefoniert. 2 Stunden mit einer guten Freundin und ehemaligen Kollegin. Und ausgemacht, wann ich wieder hin fahre. Und immer wieder schade, wie weit sie jetzt weg ist!

Telefoniert mit der anderen guten Freundin. Sie kommt. Noch vor Weihnachten. Ich freu mich! Sehr.

Weihnachtsdeko, Adventskranz und Adventskalender sind morgen fällig.

Viel Trubel bis Weihnachten. Das ist gut so. Trubel ist gut, um nicht auf schwere Gedanken zu kommen!

Mittwoch, 28. November 2012

Nummer zwei.

Nein, ich will jetzt nicht jeden Tag Spritzen zählen ...

Die zweite heute, ganz allein für mich die erste also eigentlich. Oder doch die zweite ... ja mei.

Das Spritzen an sich krieg ich hin, glaub ich. DARAN gewöhn ich mich tatsächlich. Auch wenn ich mich noch anstell wie beidseitig linkshändig. Aber was sag ich dem Kind immer: Alles braucht nur ein bißchen Übung!

Aber dieses Brennen und Jucken ... DAS ist entsetzlich. 2 Stunden lang. Gut dann isses weg. Aber das sind immerhin 2 Stunden meiner kostbaren Zeit. Wenn ich nur immer so viel Bedeutung meiner Zeit zumessen würde ...

Und jetzt wünsche ich mir, dass dieser entsetzliche kalte, schwere Regen endlich in Schnee übergeht. Diese andauernde Regnerei ist furchtbar!

Dienstag, 27. November 2012

Man gewöhnt sich an alles?

Also eigentlich hätte ich nie gedacht, dass mir die fehlende sportliche Betätigung und meine dadurch entstandene "Rubensfigur" irgendwann irgendwie zunutze sein könnte ... und wurde heute eines Besseren belehrt. Mein Bauch ist praktisch perfekt zum Spritzen. Ebenso die Lovehandles oberhalb des Pos und natürlich das schon etwas hängende Gewebe an den Oberarmen ...

Jetzt gilt's. Ab sofort wird täglich gespritzt. Reihum. Rechts, links, oben, unten. Mit Tagebuch, in dem genaue Stellen und Einstichtiefen verzeichnet sind.

Ich weiß: man kann sich an alles gewöhnen...

*mangewöhntsichanallesmangewöhntsichanallesmangewöhntsichan*

Es brennt und juckt, es ist unangenehm ... und das seit gut einer Stunde ....

*mangewöhntsichanallesmangewöhntsichanallesmangewöhntsichan*

In meinem Schlafzimmer steht nun ein dunkelblauer Spritzenabwurfbehälter, dunkelblaues Injektoretui, Copaxone 28er-Pack, ... blau passt nicht ins Gesamtgefüge. Ich habe Holz und grün und weiß ... zur Not auch schwarz. Ich mag blau als Farbe nicht ...

*mangewöhntsichanallesmangewöhntsichanallesmangewöhntsichan*

Sonntag, 25. November 2012

Anfällig? Anfällig.

Schniefnase, dicker Kopp, Husten, Stimme weg. Ich war schon mal standhafter, wenn es darum ging erkältungsfrei durch die Welt zu gehen. Normalerweise ist es nämlich so, dass alle um mich rum schniefen und rotzen und husten. Und ICH mittendrinn einfach gar nichts kriege. Normalerweise. Unter normalen Umständen. Sonst so ...

Anfälliger zu sein, nicht nur was Erkältungen betrifft? Oder hör ich jetzt wieder die Würmer husten. Ich muss aufhören, alles und jeden mit dieser mickrigen, fiesen Krankheit in Verbindung zu bringen!

Samstag, 24. November 2012

... ohne ...

Während durch mein Hirn Überlegungen ziehen, zu welcher Tageszeit die Spritze in mein Leben integriert werden soll, stolpert der eine oder andere Gedanke noch hinter der Information über die weiterführenden Schulen her. Hinten rechts rauscht leise, aber nervtötend dauerhaft die Frage: wie willst du deinen Job weiter gut machen? Du bist krank und langsam und müde geworden ... wie soll das weiter gehen? Während sich die wichtigste Entscheidung des Wochenendes ihren Weg bahnt: Was soll ich nur kochen? Und dann ist da noch die Ecke, die sich mit dem unerträglich peinlichen Benehmen des Ex beschäftigen muss und der Frage: Wie konnt' ich nur ...? Die limitierte Fernseh- und DS-Zeit des Kindes muss berechnet werden.  Und tausend andere Dinge auch noch. Gefühlt.

Kein Wunder verknotet sich mein Hirn ständig. Kein Wunder krieg ich all das Denken nicht mehr sortiert. 

Manchmal wünschte ich mir, ich würde alleine sein. Und nur für mich selbst verantwortlich. Und könnte gehen. Und mich und alles andere hinter mir lassen. Wie Sperrmüll.

Neue Begleiter.

Ab heute, stets und immer, in meinem Kühlschrank neben Bionade, Frischmilch, Speckwürfel, Käse und Karotten zu finden:


Donnerstag, 22. November 2012

Tiere? Tiere.

Ich habe eine Krankheit, gegen die in Tierversuchen seit Jahrzehnten intensiv nach Mitteln gesucht wird.

Das ist ein schmerzlicher Gedanke. Heute, als mir genau dieses bewußt wird. Dass mein Wohl darin liegt und dass ich davon profitiere, dass irgendwo auf der Welt dafür Tiere qequält werden.

Mittwoch, 21. November 2012

Gut oder schlecht? Oder wie?

Diese Krankheit macht mich fertig! Himmelherrgott, ich bin der Typ Mensch, der sich immer seelisch und moralisch auf etwas einstellen muss, BEVOR etwas passiert, in Angriff genommen, angenommen wird. SO kann ich nicht arbeiten! Menno.

Sonntag, 18. November 2012

Musik.

Komm lass den Augenblick durch Deine Finger fallen
Es ist nie genug und doch zu viel von allem
Dreh die Zeit zurück, wir lassen Korken knallen
Und das Jahr beginnt noch mal

Wo ist die Sonne hin für so ein Sonnenkind

Wie Du es bist - ja, wie wir es sind
Süße, ich muss Dir jetzt was sagen:
Ich glaub, Du solltest mal was wagen

Alles auf Null - Alles neu - Alles andere ist vorbei

Ab heute wird wundervoll
Alles auf Null - Alles neu - Alles andere ist vorbei
Es wird gut, es wird groß, es wird gold

Deinen müden Augen werd ich nicht erlauben

Dass sie den Glanz übersehen bevor sie schlafen gehn
Süße, ich muss Dich jetzt was fragen:
Wie lange willst Du noch Trauer tragen?

Alles auf null - Alles neu - Alles andere ist vorbei

Ab heute wird wundervoll
Alles auf Null - Alles neu - Alles andere ist vorbei
Es wird gut, es wird groß, es wird gold

Wenn an trüben Tagen an Dir Zweifel nagen

Stellst Du Dein Telefon ab, denn Du hast alles satt
Du gehst Tiefseetauchen, bist zu nichts zu gebrauchen
Jeder gute Rat prallt an Dir ab
Du brauchst Dich nicht hübsch anzuziehen
Komm raus und lass uns tanzen gehen
Und Du musst mir einfach glauben,
Du wirst allen den Atem rauben

Alles auf Null






 

Donnerstag, 15. November 2012

Zeit...!

Man sagt, alles habe seine Zeit. Tatsächlich war das der Spruch meiner Großmutter. Wenn man mal wieder ungeduldig, wütend, frustriert, ... wie auch immer war, dann sah sie einen sanft an und sagte: "Ein jedes hat seine Zeit, mein Kind." Und weiter nichts.

Und es hat mich tatsächlich getröstet. Zu wissen, dass es für alles eine Zeit gibt. Dass nicht jeder Moment automatisch glücklich und zufrieden sein muss, sondern dass gerade die Mischung dem Leben das gibt, was es ausmacht und lebenswert macht. Das war mir ein Trost. Und ist es heute auch noch, wenn nicht noch mehr. Heute, wo ich begriffen haben, dass es genau so ist, wo mir der tiefere Sinn dieser wenigen Worte bewußt ist. Da wünsche ich mir manches Mal meine Großmutter an die Seite, die in entscheidenden Situationen in ihrer sanften Art sagt: "Ein jedes hat seine Zeit, mein Kind." Im ständigen Kampf und im ständigen Tun und ewigen Weitergehen inne zu halten und den Moment sein zu lassen was er ist.

Dienstag, 13. November 2012

Noch mehr Entscheidungen

Heute also der Termin bei einer anderen Psychologin. Fazit: Die passt ganz wunderbar zu mir!

In zwei Wochen erneuter Termin bei der Neurologin. Entscheidung: Tägliches Spritzen mit Copaxone.

Diese Diagnose hat einige Dinge in meinem Leben auf den Prüfstand gestellt. Ich muss Einiges anpacken. Vielleicht verändern. In jedem Fall überdenken. Aber ich werde nicht zulassen, dass sie mich aus der Bahn wirft.
Es ist wie bei einer Carrera Rennbahn: Manchmal muss man das Tempo drosseln, um nicht aus der Kurve zu fliegen. Und manchmal muss man nachhelfen, um einen Wagen wieder in die Spur zu setzen, wenn er ausgebrochen ist.

Sonntag, 11. November 2012

Novembermüde?

Müdigkeit ist mir in die Glieder gekrochen. Und in die Gedanken. Graue Novembermüdigkeit. Nass, kalt und schwer. 

Fatigue?

Ist mir egal wie es heißt. Ich bin so entsetzlich müde, dass es mir Schmerzen bereitet, wach zu bleiben. Ich will, dass es weg ist. Ich will, dass es wieder ist wie früher.

Freitag, 9. November 2012

Typveränderung?!?

Manchmal, wenn Frauen sich trennen, dann verändern sie sich bewußt und sehr entscheidend. Vielleicht um ihre Entscheidung zu unterstreichen? Vielleicht, weil außen gesehen werden soll, wie es drinnen aussieht? Vielleicht, weil einschneidende Erlebnisse wie eine Trennung etwas sind, das nicht spurlos an einem vorüber geht.

Diagnose MS: ein heftige Situation. Etwas, dass dich durchaus aus der Spur holen kann. Plus eine Trennung, eine lang hinaus gezögerte und endlich vollzogene. Plus der berufliche Aufstieg. Aufstieg und Fall und Unabhängigkeit.

Ich finde - je länger ich darüber nachdenke - das MUSS man sehen. Noch in diesem Jahr. Dieses 2012 - auch wenn es ein gerades ist - es war ungewöhnlich schwer auszuhalten...





Ich liebäugle mir raspelkurzem Haar - so ca. 3-5 cm, formgeschönten und gefärbten Augenbrauen und ca. 7 Kilo weniger. Ihr hört von mir ;-)

Donnerstag, 8. November 2012

Ist da was?

Heute: IKEA. Gaaaanz gemütlich. Enstpannt. Erkenntnis: für die Pakete Schrank und Bücherregal Billy bin ich zu "zart". Etliche Kilo schwere und 2m lange Pakete übersteigen meine Fähigkeit, sowohl vom Warenregallager auf das mickrige Wägelchen (gut, da hätte man jemanden fragen können), als auch vom Wägelchen ins Auto (wenn ich lange genug in der Tiefgarage gewartet hätte, wäre vielleicht auch jemand zum Helfen gekommen) zu wuchten. Und zu guter Letzt wäre auch Niemand zuhause gwesen, der mir die monströsen Pakete vom Auto in die Wohnung bugsiert hätte. On top kommt noch, dass vor dem Haus Baustelle ist und man gar nicht erst davor fahren kann, gute 20 m muss man schon laufen.

Nun gut, ich werde sehen, ob ich's auch online bestellen und liefern lassen kann. Kostet halt, aber was muss, das muss.

Zuhause wieder angekommen, den Kleinkram in die Wohnung geschleppt (irgendwas kauft man ja dann doch immer), 3(!) Mal gelaufen ... der Kopf schmerzt, ausgerechnet hinter dem linken Auge. Und das Gesichtsfeld wird kleiner. Plötzlich ist da Unbehagen, Angst? Wie würde sich ein erneuter Schub anfühlen? Wie der letzte? Der war eigentlich nicht sonderlich ungewöhnlich, nichts was ich mit der Krankheit in Verbindung gebracht hätte ... Jetzt weiß ich es "besser".  Jetzt hör' ich Stecknadeln fallen.

Nein, es ist nichts. Kein neuer Schub. Nur ein wenig mehr Angst. Ein wenig weniger Leichtigkeit ....

Mittwoch, 7. November 2012

In-den-Tag-Gedanken

Urlaub. Zuhause. Aufstehen, um das Kind für die Schule zu wecken. Ein bisschen Dies und ein bisschen Das tun. Mittagessen kochen. Einkaufen. - Alltagskram eben. Bisschen Joggen. Bisschen Shoppen. Bisschen Dies und Das hin und wieder...

Ich fürchte, ich könnte mich daran gewöhnen!

Ohne Geldsorgen natürlich. Aber sonst kann ich mir durchaus vorstellen, eine zeitlang nicht zu arbeiten. Es gibt so viel zu tun. Und ich bin furchtbar gerne faul.

Dienstag, 6. November 2012

Exkurs: Kindermund

"Mama, wo hast du Papa kennengelernt?"
"Bei der Arbeit."
"Und dann hast du ihn ausgewählt?!"
"Ja."
"Und? Gab's noch andere zur Auswahl?"

Hach, dieses Kind ist einfach unglaublich herrlich! 

Ich hoffe, ich habe noch viel Zeit, bevor er mitkriegen muss was mit mir los ist.

Montag, 5. November 2012

Entscheidungen III

Ich hab mich entschieden: Ich suche eine Mitbewohnerin!

Die Wohnung ist groß - zu groß für uns zwei. Das eine Zimmer benutze ich nie. Nur das Kind schaut darin fern. Und außer dem Fernseher steht auch nur ein Sofa drin.
Wir haben also 3 gut genutzte Zimmer plus Wohnküche. Und ein ungenutztes Zimmer. Und angesichts der Tatsache, dass Wohnraum knapp ist, insbesondere auch StudentInnen händeringend bezahlbare Unterkünfte suchen ... Voilà - ich vermiete ein Zimmer unter.

"Ja, willst du denn jemand Fremdes in deiner Wohnung haben?" Ich bin das oft gefragt worden. Erstens habe ich gern Menschen um mich, zweitens ist man sich ja nur ganz am Anfang fremd und drittens lasse ich es einfach wieder sein, wenn es nichts ist. Von den anderen Vorzügen ganz zu schweigen. Es muss halt passen.

Das Kind und ich, wir begeben uns also allsbald auf Bewerberauswahl!

Entscheidungen II

... man nennt mich auch gern wankelmütig ... 

Beim Wandern habe ich viel nachgedacht. Nicht bewußt - eher fließend, ich weiß nicht recht wie ich es beschreiben soll. 

Ich stelle mir die Basistherapie ein bißchen vor wie die Einnahme von Meditonsin. Wenn du nicht ganz am Anfang mit Meditonsin anfängst, brauchst es nicht mehr nehmen, weil es nicht hilft, wenn die Mandeln schon entzündet sind. Beim ersten Kratzen, oder gar nicht. Wenn meine Sehnerventzündung nun ein erstes Kratzen war? Wäre dann nicht logisch, die Basistherapie tatsächlich so bald wie möglich zu starten? Sicher ist: keine Interferone!

Und wenn ich jetzt so schreibe, dann passiert wieder so viel. Ich war so sicher - relativ gesehen: so sicher wie man bei MS nur sein kann - dass ich nun doch mit dem Spritzen starte. Nun sitze ich hier nach kaum zehn Zeilen und weiß schon wieder nicht mehr welchen Weg ich gehen will.

Ja, gut. Es hat definitiv auch etwas mit meinem Wesen zu tun. Dass ich mich schwer tu mit Entscheidungen bzw. sie öfter mal revidiere ...

Eine Pille wäre einfacher zu entscheiden. Und auf eine Heilung kann ich lange warten - zumindest in diesem Leben.

Sonntag, 4. November 2012

Wo willst du leben?

Nicht erst seit der Diagnose überlege ich, wo ich in ein paar Jahren sein werde. Mein großer Traum: Am Meer, unter einer Palme, mit einem Strohhut aufm Kopp und die nackten Füße im Sand. Im optimalen Fall mein Buch schreibend. Dafür habe ich mir meinen 50. Geburtstag vorgenommen. Das Kind ist bis dahin alt genug, um mit meiner Entscheidung zu leben und ich jung genug, nochmal was Neues zu beginnen.

Wenn ich früher nur sporadisch daran dachte, geht mir der Gedanke nun ständig durch den Kopf. Nicht nur weil die Zeit näher rückt. Auch immer wieder mit der Frage: Werde ich dann noch können? Wie wird es sein in 6 Jahren? Kann ich noch gut genug sehen? Gehen? Selbständig sein? 
Und wie muss dieser Ort sein, damit ich dort nicht nur alt werden kann, sondern auch krank?


Sicher scheint mir im Moment nur: es wird nicht hier sein. Wenn es mir irgendwie gelingt, diesen Traum zu leben....

Kleiner philosophischer Exkurs

"Willst du mich ruinieren?"
Diese Frage von meinem Ex vor einigen Tagen - übrigens auf die Bitte hin, mir mein Geld, das ich ihm geliehen hatte, zurückzuzahlen - brachte mich zu der Frage der Ehre.

Kann man durch's Leben gehen mit der Einstellung "Nach mir die Sintflut" - UND dabei glücklich und zufrieden sein?
Und wenn ja, wie lange funktioniert das?