Donnerstag, 24. Oktober 2013

Irgendwas ist immer?

Irgendwas ist immer.

Das Leben hat noch einen Zahn zugelegt. Im Moment ist nicht einmal Raum, kurz Luft zu holen. Eines reiht sich an das andere.
Gut - denke ich - bis Donnerstag noch. Dann ist das Kind erstmal weg. Ferien. Und dann halbiert sich immer irgendwie alles. Die Dinge entschleunigen sich und haben keinen Druck mehr. Ein bißchen wie Urlaub auch für mich.
Nur - wenn sich der Sohn dann am Abend im Fußballtraining den Finger kaputt macht, ist die Entschleunigung glatt dahin. Schule geht. Muss gehen. Heute ist Englischarbeit. Aber den Nachmittag werde ich wohl im Wartezimmer des Unfallchirurgen verbringen. (Merke: DS fürs Kind und Buch für Muttern mitnehmen!)

Montag, 21. Oktober 2013

Begegnungen VIII

Facebook. Man kann es blöd finden. Oder mich dümmlich von annodazumal mit meinen genau 63 Freunden.

ICH finde es ist eine hervorragende Erfindung. Man findet z.B. den Freund aus Kindertagen hier. Den, mit dem man gefühlte 24 Stunden am Tag verbrachte, spielte, Streiche ausheckte, stritt, ... und den fügt man dann als Freund hinzu. Natürlich. Auch wenn man sich schon 30 Jahre nicht gesehen hat. Oder 27. Das spielt ja keine Rolle.

Und irgendwann eines schönen Tages, telefoniert man einfach. Und das ganze fast 2 Stunden lang! DAS ist irre. Finde ich. Und genial schön!

Brauchen? Brauchen.

Was ich brauche? Was ich echt und ehrlich und dringend brauche? Eine Auszeit. Ein kurzer Zwischenstopp in die Vergangenheit. Dorthin als ich noch unbeschwert und ohne Sorgen war. Allein. Nur für mich, mit all meinen Träumen und Wünschen.

Und wenn ich mich dort träfe würde ich folgendes zu mir sagen: Sei froh und glücklich. Genieße es. Genieße alles, so sehr bis es weh tut und in deiner Seele brennt. Bis es dich auf den Kopf stellt und von innen nach außen kehrt. Lache, weine, tanze und liebe so, als gäbe es keine Zukunft. Feiere deine Freiheit und deine Unversehrtheit, sie ist dein kostbarster Besitz.

Und dann würde ich mich nieder setzen und mir ein Weilchen zusehen beim Tanzen und Lachen. Und würde lächeln ob dieser Erinnerung, wie herrlich Leben sein konnte. So lange bis mich der Alltag wieder frisst und diese entsetzliche Müdigkeit mich zu Boden ringt.

Sonntag, 20. Oktober 2013

Ein Rückblick.

Mai 2013
Urlaub - 2 Wochen Camargue. Mit Freunden. Schön. Aber kalt. Ja, die Kälte war nicht schön im Mai.

Juni 2013
Der jährliche Check im MRT - zum Glück in einem Stück - zeigt keine Veränderungen. Alle Herde noch da, aber scheinbar keine aktiv? Die Neurologin meint: "alles in Ordnung." Alles in Ordnung? nun ja ...
element-i-Kongress. Anstrengend. Das erste Mal vergesse ich eine Spritze. Ich bin so müde. Zu müde. Ich liege schon im Hotelbett, als ich denke: "ach, ich muss noch spritzen" und dann muss ich über diesem Gedanken eingeschlafen sein. Geschafft habe ich es nicht mehr.
Geburtstag: Wir feiern 55sten. An einem Sonntag. Es ist schön, liebe Gäste zu haben. Es ist gut, Freunde zu haben. Und meinen Bruder. Und ein glückliches Kind.

Juli + August 2013
Die Sommerferien beginnen. Die Diagnose feiert Jahrestag. Grundschulzeit ist zu Ende. Noch eine kurze Verschnaufpause.

September 2013
Die neue Schule beginnt. Ich habe Urlaub genommen. Erst alles wieder zurecht organisieren. Mit Ruh'. Die Idee war gut, der komplette September wäre besser gewesen. Das Kind braucht seine Zeit. Umstellung. Das Neue. Stress, Agression, Tränen. Es braucht Ruhe, um dem Stand zu halten. Schließlich hat das Kind ein Recht auf einen ruhenden Pol zuhause. Nicht?!
Termin beim Kardiologen. Nach 6 Monaten Wartezeit. Seltsamer Mensch. Das Belastungs-EKG gefriert allerdings selbst ihm seinen Spott im Gesicht. Er wird zunehmend nervöser. Er meint plötzlich, vielleicht hätte der Hausarzt mir das Leben gerettet? Wie? Er ordnet ein Myozynti-Dingsbums an. Nuklearmedizin. Radioaktive Substanzen. Allen Kram. Und ich? Wie tot. Ich spüre nichts. Nichts außer der Nadel. Ich bin wie abgestorben. Ich empfinde nicht mal Angst ... Am Ende nennen sie es: falsch positives EKG. Aha. Es bedeutet, dass nichts ist. Mein Herz scheint nur anders zu schlagen, als die meisten.
Ich warte auf die Reha. Liegt nochg bei der Neurologin. Seit Anfang Juli. Nichts passiert. Ich tobe, ich weine, ich bin hartnäckig. Nichts. Sie tut es einfach nicht.

Oktober 2013
Bisher. Eine VirusBronchitisDingsbums legt mich lahm. Komplett. Ich bin zu schwach zum Arzt zu gehen, erst nach 2 Tagen traue ich mich aus dem Haus. Krank geschrieben, 1 Woche. Die erste Krankmeldung nach der Diagnose. Kein schlechter Schnitt. Ich soll mir überlegen, die Grippeimpfung zu machen, sagt der Arzt noch. Grippe? Ja, doch. Ich sei ja jetzt chronisch krank, da wäre es empfohlen ... Ach so.
Getreu nach dem Motto "wer weiß wozu es gut ist" höre ich auf zu rauchen. Die ersten Tage dieser fiesen Bronchitis tut mir allein der Gedanke an eine Zigarette im Brustkorb weh. Und dann denke ich: wenn man so ne Chance bekommt ... ich lass es einfach ganz sein. Ob das jetzt tatsächlich das Ende einer 30jährigen Rauchergeschichte ist?
Ich wechsle den Neurologen. Ich kann so nicht arbeiten. Diese ewige Warterei ... der neue ist gut. Cool. Kennt sich aus. MS ist sein Experten-Thema. Endlich mit jemandem reden, der weiß wovon er spricht. Ja, es fühlt sich gut und richtig an. Nächste Woche werde ich den Reha-Antrag holen und um eine Kopie meiner Patientenakte bitten.

Und bei all dem Alltagskram ist fast unbemerkt mein linkes Auge wieder gesund geworden. Ich habe das Gefühl, als wäre alles wieder gut. Vielleicht nicht wirklich 100%, aber sicher mehr als die 60% vom Jahresbeginn. DAS ist wirklich gut ... ich hatte mich schon mit dem eingeschränkten Sehen abgefunden. Ich freue mich. Ich meine, ich weiß, ich sollte mich freuen. Man freut sich, wenn so was passiert. Das weiß ich. Aber ich spüre es nicht. Ich bin abgestorben ...


Lang, lang, ...

... ist's her!

Ach du meine Güte. SO lange habe ich nicht geschrieben?! Warum? Vielleicht weil alle Tage so gleich sind. Vielleicht weil ich so sehr funktioniere und so wenig lebe. Vielleicht weil das Leben an mir vorbei fliegt und mich wirr zurück lässt. Oder mich mit zerrt. Oder ich im Auge unbemerkt mitreise ...

21.10.2013. Fast 1 Jahr Spritzen. Jeden Abend. Immer. Es leid werden, sich daran gewöhnen. Zähne putzen muss man ja schließlich auch ...

Was bisher passierte? Ein Rückblick? Ha, da merke ich: es ist viel, ganz viel geschehen. Und das obwohl ich das Gefühl habe, alle Tage sind gleich?! Ein Rückblick also ...